11.07.2024

Gamification: Mehr Motivation durch spielerische Elemente

von Claudia Richeling

Gamification: Mehr Motivation durch spielerische Elemente
Bild-Credit: aconium GmbH

In der modernen Bildungslandschaft wird immer häufiger auf innovative Methoden zurückgegriffen, um Lerninhalte effektiv zu vermitteln. Dabei gilt, dass die Aneignung neuen Wissens dann besonders gut funktioniert, wenn die Lernenden motiviert sind – beispielsweise indem der Lernprozess Spaß macht. Diesem Ansatz folgt die Methode der Gamification, wobei spielerische Elemente genutzt werden, um die Motivation der Lernenden zu steigern und die Lernergebnisse zu verbessern. Grund genug, sich diese Lernmethode genauer anzuschauen, ihn von anderen spielerischen Methoden abzugrenzen, die grundlegenden Elemente eines Spiels zu beleuchten und zu erläutern, warum spielerische Elemente im digitalen Kontext besonders effektiv sind.

 

Gamification vs. Game Based Learning

Macht der Einsatz jeglichen Spiels einen Lernprozess zu einer Gamification? Nicht ganz. So ist es wichtig, zwischen Gamification und Game Based Learning zu unterscheiden. Zwar nutzen beide Konzepte spielerische Elemente, um die Motivation zu erhöhen, dennoch unterscheiden sie sich deutlich.

  

Gamification

Hierbei werden einzelne spielerische Elemente wie Punkte, Abzeichen oder Ranglisten in einen nicht-spielerischen Kontext integriert.

Ziel ist es, die Motivation der Nutzer:innen durch Belohnungen und Wettbewerb zu steigern.

Beispielsweise kann ein Unternehmen ein Punktesystem für seine Mitarbeiter:innen einführen, um bestimmte Ziele zu erreichen.

Game Based Learning

Im Gegensatz dazu wird bei Game Based Learning das gesamte Lernmaterial in Form eines Spiels präsentiert.

Die Lernenden erwerben Wissen und Fähigkeiten direkt durch das Spielen des Spiels.

Ein Beispiel wäre ein Lernspiel, bei dem die Spieler:innen mathematische Probleme lösen müssen, um im Spiel voranzukommen.

 

Elemente eines Spiels

Spielerische Elemente stehen also im Fokus von Gamification, weshalb es sich lohnt, zu wissen, was Spiele eigentlich sind. Wenn sie gut konzipiert sind, zeichnen sie sich durch mehrere zentralen Bestandteile aus, die sie für die Spieler:innen attraktiv machen:

Ziele und Regeln

Jedes Spiel hat klare Ziele, die erreicht werden müssen, und Regeln, die den Spielverlauf strukturieren. Diese bieten Orientierung und Herausforderungen für die Spieler:innen. So wäre es beispielsweise nicht nur unfair, sondern auch nicht regelkonform, bei Wissensabfragen die Antworten parallel im Internet nachzuschlagen.

Storytelling

Eine packende Geschichte kann die Spieler:innen in ein Thema hineinziehen und ihre Emotionen ansprechen. Dadurch wird das Lernen interessanter und relevanter.

Avatare

Personalisierte Figuren, die die Spieler:innen repräsentieren und ihnen eine Identifikation mit dem Spiel ermöglichen.

Punkte und Level

Punktesysteme und Levelstrukturen bieten zusätzliche Anreize und Belohnungen. Sie geben den Spieler:innen das Gefühl von Fortschritt und Erfolg.

Herausforderungen

Gut gestaltete Herausforderungen und Rätsel fordern die Spieler:innen heraus, fördern kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten.

Limitierte Zeit

Zeitbeschränkungen für bestimmte Aufgaben oder Herausforderungen erhöhen den Druck und die Spannung, was die Spieler:innen motiviert, effizienter zu arbeiten.

Meilensteine

Wichtige Zwischenziele, die Fortschritte markieren und kleine Erfolge feiern, halten die Motivation aufrecht und bieten Orientierungspunkte innerhalb des Spiels.

Überraschungen

Überraschende und versteckte Inhalte (Easter Eggs) können die Neugier der Spieler:innen wecken und sie ermutigen, Inhalte zu erkunden und zu lernen.

Wettbewerb und Highscore

Ranglisten und Highscore-Tabellen fördern den Wettbewerb unter den Spieler:innen und motivieren sie, sich zu verbessern und höhere Punktzahlen zu erreichen. Hier sollten Sie Fingerspitzengefühl an den Tag legen. Die letzten Plätze sollten beispielsweise nicht unbedingt namentlich für alle bekannt gegeben werden.

Motivation durch spielerische Elemente im digitalen Kontext

Digitale Lernplattformen und Selbstlerntrainings bieten ideale Voraussetzungen für die Integration der oben angeführten spielerischen Elemente. Besonders im digitalen Kontext können diese Elemente die Motivation und das Engagement der Lernenden erheblich steigern – was an der Natur von Spielen liegt.

So bieten beispielsweise digitale Spiele zahlreiche interaktive Möglichkeiten, die traditionelle Lehrmethoden nicht bieten können. Diese erhöhte Interaktivität hält die Lernenden aufmerksam und engagiert.

In digitalen Lernspielen erhalten die Lernenden außerdem sofortiges Feedback zu ihren Leistungen, was es ihnen ermöglicht, ihre Fortschritte direkt zu sehen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.

Spielerische Elemente machen das Lernen unterhaltsam und spannend, was die intrinsische Motivation der Lernenden erhöht und sie dazu ermutigt, länger und intensiver zu lernen.

Traditionelle Selbstlerntrainings haben oft hohe Abbruchquoten, doch Studien, wie die von De-Marcos et al. (2014) in "Computers & Education", haben gezeigt, dass die Einbindung von spielerischen Elementen zu einer Reduzierung der Dropout-Rate führt. Die Erklärung hierfür ist, dass Lernende eher am Ball bleiben, wenn sie Spaß am Lernprozess haben und kontinuierlich motiviert werden.

Wer lernen will, muss spielen?

Gamification ist eine vielversprechende Methode, um die Motivation und das Engagement der Lernenden zu erhöhen. Durch die Integration von spielerischen Elementen können Lernprozesse interessanter und effektiver gestaltet werden.

Dabei müssen nicht zwingend alle Elemente eingesetzt werden, es kann schon ausreichen einen Lernstoff durch zwei, drei spiel basierter Elemente anzureichern, um die Lust am Lernstoff zu erhöhen. Besonders im digitalen Kontext und bei Selbstlerntrainings zeigt sich, dass die Dropout-Rate durch den Einsatz signifikant gesenkt werden kann.

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